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Studie unterstützt den Einsatz von ILF Neurofeedback in der integrativen Behandlung von primären Kopfschmerzen

05. September 2022

Acht Patienten mit Spannungskopfschmerzen erhielten 10 Sitzungen ILF-Neurofeedback und 10 Sitzungen Schein-Neurofeedback in zufälliger Reihenfolge. Die Intervention wurde zusätzlich zu einer psychotherapeutischen Basisintervention durchgeführt. Ergebnisse der Studie mit dem Titel "Infra-Low Frequency Neurofeedback in Tension-Type Headache: A Cross-Over Sham-Controlled Study" von Arina et al. zeigen, dass im Vergleich zur Scheinbehandlung, die Häufigkeit der Kopfschmerzen nach Behandlung mit ILF Neurofeedback, deutlich geringer war.

 

Neurofeedback und Kopfschmerzen

 

Obwohl Neurofeedback vermehrt bei chronischen Schmerzen eingesetzt wird, ist dessen Wirksamkeit bei Kopfschmerzen bisher wenig erforscht. Dabei gehören Kopfschmerzen zu den häufigsten Erkrankungen; 38% der erwachsenen Bevölkerung leiden aktiv an Spannungskopfschmerzen  (Jensen and Stovner, 2008). In der Behandlung sind nichtmedikamentöse Behandlungsmethoden, einschließlich Biofeedback und Neuromodulation, vielversprechende Alternativen zu Medikamenten (Nestoriuc et al., 2008; Bendtsen et al., 2010; Ailani et al., 2021).

Neurofeedback nutzt Hirnsignale und zielt auf die therapeutische Modulation eines dysfunktionalen Gehirnzustands ab, wie z.B. ein Ungleichgewicht in der elektroenzephalographischen (EEG) Aktivität oder veränderte intrinsische Konnektivitätsmuster (Ros et al., 2013; Marzbani et al., 2016; Nicholson et al., 2016; Dobrushina et al., 2020). In vorliegender Studie wurde Infra-Low Frequency (ILF) Neurofeedback angewandt, welches auf die langsamen Hirnfluktuationen abzielt. In der  Praxis wird Neurofeedback bereits häufig in der Behandlung von Kopfschmerzen eingesetzt (Othmer, 2017). Eine scheinkontrollierte Untersuchung bei Patienten mit Spannungskopfschmerzen wurde bisher jedoch nicht durchgeführt.

 

 

Kopfschmerzen
Studie und Methoden

 

Das Ziel der vorliegenden Studie war es deshalb mithilfe einer scheinkontrollierten cross-over-Studie die Auswirkungen von niederfrequentem EEG-Neurofeedback bei Patienten mit Spannungskopfschmerzen zu bewerten. 8 Patienten, zwischen 18 und 45 Jahren, welche mit Spannungskopfschmerzen diagnostiziert wurden, erhielten in zwei Interventionsphasen 10 Sitzungen mit Neurofeedback Behandlung und 10 Sitzungen mit Schein-Neurofeedback Behandlung. Die Reihenfolge (erst Neurofeedback oder erst Schein-Neurofeedback) war dabei zufällig gewählt. Zusätzlich dazu wurden allen teilnehmenden Personen die Mechanismen der Spannungskopfschmerzen, einschließlich der Gutartigkeit des Kopfschmerzes und des Risikos einer Überdosierung von Medikamenten, sowie ein Training zur progressiven Muskelentspannung erläutert. Die Patienten erhielten eine Audioaufnahme der Entspannungstechnik und wurden aufgefordert, sie dreimal pro Woche anzuwenden. Während des Studienzeitraums mussten die teilnehmenden Personen ein Kopfschmerztagebuch führen, das Informationen über die Dauer und Intensität der Kopfschmerzen und die Einnahme von Medikamenten enthielt. 
Die Neurofeedback Sitzungen wurden nach dem Othmer Protokoll durchgeführt. Weiterhin wurden der NeuroAmp sowie die Cygnet Software der Firma BEE Medic verwendet.
 

 

Ergebnisse und Implikationen


Ergebnisse der Studie zeigen eine signifikante Wirkung von Neurofeedback und keine Wirkung von Scheinsitzungen. Durch die Behandlung mit Neurofeedback konnte die Häufigkeit von Spannungskopfschmerzen reduziert werden. Scheinsitzungen hingegen führten bei einer teilnehmenden Person zu einem Placebo Effekt, sowie zu einem Nocebo Effekt bei zwei weiteren Personen. Weiterhin konnte festgestellt werden, dass die Überzeugungen über Neurofeedback und das Verhalten während der Sitzungen keinen Einfluss auf die Wirksamkeit des Neurofeedbacks hatten.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Ergebnisse der Studie den Einsatz von niederfrequentem Neurofeedback in der integrativen Behandlung von Patienten mit Spannungskopfschmerzen unterstützen.

Die gesamte Studie lesen Sie hier.

 

Referenzen

Ailani, J., Burch, R. C., and Robbins, M. S. (2021). The American Headache Society Consensus Statement: update on integrating new migraine treatments into clinical practice. Headache J. Head Face Pain 61, 1021–1039. doi: 10.1111/head.14153

Bendtsen, L., Evers, S., Linde, M., Mitsikostas, D. D., Sandrini, G., and Schoenen, J. (2010). EFNS guideline on the treatment of tension-type headache - Report of an EFNS task force. Eur. J. Neurol. 17, 1318–1325. doi: 10.1111/j.1468-1331.2010.03070.x

Dobrushina, O. R., Vlasova, R. M., Rumshiskaya, A. D., Litvinova, L. D., Mershina, E. A., Sinitsyn, V. E., et al. (2020). Modulation of intrinsic brain connectivity by implicit electroencephalographic neurofeedback. Front. Hum. Neurosci. 14:192. doi: 10.3389/fnhum.2020.00192


Jensen, R., and Stovner, L. J. (2008). Epidemiology and comorbidity of headache. Lancet Neurol. 7, 354–361. doi: 10.1016/S1474-4422(08)70062-0

Marzbani, H., Marateb, H. R., and Mansourian, M. (2016). Neurofeedback: a comprehensive review on system design, methodology and clinical applications. Basic Clin. Neurosci. 7, 143–158. doi: 10.15412/J.BCN.03070208

Nestoriuc, Y., Rief, W., and Martin, A. (2008). Meta-analysis of biofeedback for tension-type headache: efficacy, specificity, and treatment moderators. J. Consult. Clin. Psychol. 76, 379–396. doi: 10.1037/0022-006X.76.3.379